Hasselblad Masters

7. Auflage: Erleuchten

Marek Würfls unheimliche und dennoch nostalgische Porträts versetzen den Betrachter in die Vergangenheit und wecken verborgene Erinnerungen und Emotionen aus der Kindheit. Für Würfl ist die Serie teilweise autobiographisch und zeigt Freunde, Momente und Träume aus seiner Kindheit. In die Serie wurden zwar viele persönliche Aspekte einbezogen, sie spricht aber auch die Betrachter an und verbindet sie mit ihrer eigenen Kindheit.

 „Als Kind haben wir Helden – manchmal Figuren aus Filmen oder Büchern. Diese Helden beeinflussen die Entwicklung unseres Charakters, unserer Kreativität und unserer Fantasie. Sie machen uns zu dem, was wir heute sind.“

Aber Mareks Helden aus der Kindheit lassen sich nicht nur in den Seiten eines Buches finden. Mareks Vater war früher im Rahmen seiner militärischen Ausbildung viel unterwegs. „Ich habe ihn sehr vermisst. Als er nach Hause kam, trug ich genau die Militärmütze, die auf dem Bild zu sehen war. Das ist eine schmerzliche Erinnerung. Vielleicht hat jemand anderes die gleiche Erinnerung daran, wie er als Junge die Mütze seines Vaters trug.“

Marek erzählt in seinen Bildern nicht nur Momente aus seiner Kindheit. Bei der Auswahl von Motiven für diese Serie wollte er die Individualität des Motivs hervorheben und fand manchmal überraschende Parallelen zwischen dem Charakter, den er in seinen Bildern kreiert, und dem Kind, das die Rolle spielt.„Vom ersten Moment an, als ich Šimon beim Casting sah, dachte ich daran, dass er einen Papierhut tragen oder etwas aus Papier halten würde. Aber ich hatte kein konkretes Bild davon, was genau es sein würde.“ Als Marek mit Šimons Eltern sprach, erfuhr er, dass Šimon es liebt, Origami zu falten. „Das war ein so einschneidender Moment für mich. Es war so ein Zufall, dass es wie Schicksal schien, dass es diese Verbindung und Tiefe zwischen Šimon als Modell und der Figur im Porträt gab.“

Würfl begann schon als kleiner Junge, sich künstlerisch zu betätigen. Bereits in jungen Jahren fühlte er sich von der Malerei angezogen. Die vielen Einflüsse auf seine Fotografie reichen von Renaissance-Kunst bis hin zu Pop-Surrealismus. Was seinen eigenen Stil betrifft, so ordnet er ihn am nächsten beim magischen Realismus ein. „Die Porträts sind so stilisiert, dass sie über das Bild des Modells hinausgehen und stattdessen einen eigenen Charakter in einer eigenen Welt darstellen, die sich von des Modells unterscheidet.“ In Mareks fast unheimlicher Inszenierung wird alles andere weggelassen. Er verwendet Stroboskope und natürliches Licht für verschiedene Bilder, aber selbst bei natürlichem Licht gibt es nie einen Hinweis auf Zeit, Tag oder Ort. Die Charaktere sind fast wie in einer Welt außerhalb der unseren abgebildet. Durch diese Abwesenheit lässt Mareks Werk dem Betrachter Raum, die Lücken mit seiner persönlichen Geschichte, seinen Gefühlen und Erinnerungen zu füllen.

Marek erreicht eine minimalistische und dennoch dynamische Dualität durch eine unglaubliche Farbgebung. Würfl fotografiert mit der Einstellung „Reproduction low gain“ und wendet eine Kontrastkurve auf das Bild an.  „Ich habe dadurch die Möglichkeit, Weichheit und Übergänge in den Hauttönen einzufangen und dadurch das verträumte, nostalgische und malerische Gefühl zu vermitteln, um das es mir geht.“ Hauttöne stehen im Mittelpunkt von Marek Würfls Prozess und Workflow. Mit anderen Kameras verbringt er Stunden damit, die perfekte Tonalität, den perfekten Kontrast und die perfekte Farbe zu finden, mit der Hasselblad funktioniert dieser Prozess viel leichter.

„Ich kann nicht ausdrücken, wie ich mich fühle, wenn ich mir Bilder ansehe, die vom X2D aufgenommen wurden. Sie sind so greifbar. Du hast fast das Gefühl, dass sich die Personen auf dem Bild leicht bewegen, dich anschauen oder blinzeln. Es ist etwas Einzigartiges, das ich mit keiner anderen Kamera erlebt habe.“

Über Marek Würfl

Marek Würfl ist ein slowakischer Porträtfotograf und Gewinner des Hasselblad Master 2021. Würfl vermittelt seine Liebe zur Kunst in verschiedenen Medien und mit verschiedenen Techniken, die wie gemalte Porträts wirken. Seine Arbeiten bewegen sich im Bereich des Unheimlichen, mit minimalistischen Hintergründen und einer ruhigen Tonalität. Mit einem fortschrittlichen Ansatz für Farben und Lichtverhältnisse bringt er die Individualität seiner Motive zur Geltung.